Hinzugefügt am 16.06.2022
Friedrich Alexander Großkopf
by editionFAG
FAG ist ein Namenskürzel und bedeutet: Friedrich Alexander Großkopf.
Fritz Großkopf, von seinen Freunden auch ‚Fibbes’ genannt, wurde am 24. August 1916 in Köln geboren und ist am 26. April 1990 im Alter von 74 Jahren auch in seiner Heimatstadt Köln verstorben.
Nach dem Abitur war er zum Wehrdienst eingezogen und im Jahre 1941 bei Leningrad – heute St. Petersburg – so schwer verwundet worden, daß die Wehrmacht ihn aus dem Militärdienst entließ.
Fritz Großkopf, der mit einem Talent fürs figürliche Zeichnen gesegnet war, begann Kunst zu studieren, zuerst in Düsseldorf, dann in München, schließlich bis zum Kriegsende an der Kunstakademie in Wien, wo er Meisterschüler von Professor Andri war.
Mit einer Kommilitonin, Waltraud Schumacher, ließ er sich 1942 auf eine Malerehe ein, aus der zwei Kinder hervorgingen. Seine Tochter Roswitha wurde 1944 noch in Wien geboren und ist 1972 sehr früh verstorben, der Sohn Ekkehard kam 1945 in Eichstätt (Bayern ) zur Welt, als sich Fritz Großkopf nach den Kriegswirren mit seiner jungen Familie in einem Pferdewagen auf der Flucht vor den Russen zurück ins Rheinland befand.
Nach dem Tode seiner ersten Ehefrau Waltraud im Jahre 1969 war Fritz Großkopf seit 1972 in zweiter Ehe mit Agnes Großkopf geb. Stöwesand verheiratet. Zeit seines Lebens hat der von seinen Professoren hochgelobte Fritz Großkopf teils haupt-, teils nebenberuflich als Maler und Graphiker gearbeitet. Doch zunächst hatte er nach seiner mühseligen Heimkehr im Nachkriegs-Köln seine Familie zu ernähren, was er unter abenteuerlichen Bedingungen bewerkstelligte: Portraits malen, Schaufenster dekorieren, ein Warenhaus mit Graphik versorgen, im internationalen Messebau agieren und Werbung für die Industrie gestalten.
Parallel zu den Notwendigkeiten des Brotverdienens hat Fritz Großkopf aber immer auch ein privates Mal-Atelier unterhalten, zuerst in seiner Wohnung in Köln-Nippes später dann in seinem Haus in Köln-Lindenthal, um seine künstlerischen Ambitionen weiter zu verfolgen und malen zu können, was ihm vorschwebte.
Das künstlerische Menschenbild des Malers
Fritz Großkopf ist das des Menschen in Bewegung.
Das künstlerische Menschenbild des Malers Fritz Großkopf ist das des Menschen in Bewegung.
Seine Bilder erzählen vom Menschen unserer Tage, aber unter dem Aspekt der Freizeit, des Vergnügens und des Sports. Eisläufer, Matrosen, Tänzerinnen, Menschen als Schaulustige, als Müßiggänger am Strand, am Rheinufer, beim Karneval, im Schnee, als Musikanten, als Artisten, als Radsportler. Seine Menschen werden von ihrer Bewegung geformt.
Der Maler Fritz Großkopf verleiht umgekehrt ihren dargestellten Bewegungen den unverwechselbaren Charakter ihrer Persönlichkeit. Der Mensch wird, um ein Wort der deutschen Literatur aufzugreifen, erst dort richtig Mensch, wo er spielt, wo er spielen darf. Er wird gelöster in der bekannten heimischen Umgebung, die in den Arbeiten Großkopfs immer wiedergegeben wird. Dabei ist Großkopf beileibe kein Naiver, er hat sich selbst als positiven Realisten kategorisiert.
Eine solche Kombination vieler fröhlicher und schaulustiger Menschen in der heimischen Umgebung gibt es seit langem nicht mehr in der Malerei. Man muß schon weit zurückgehen in den bildlichen Darstellungen, um diese spontane Freude eines Künstlers an all dem Trubel um ihn herum wiederzufinden.
Statements des Künstlers
“Die Freiheit der Kunst ist die Freiheit der Künstler, die sich nicht dem Diktat der etablierten Kunstszene verpflichtet fühlen. Natürlich gibt es Menschen, die kein optisch-ästhetisches Empfinden haben, wie es auch solche gibt, die auf akustisch-musikalischem Gebiet kein Harmoniegefühl besitzen. Ich meine nicht die Sehgestörten und die Farbenblinden. Ich denke an diejenigen, denen oder deren Vorfahren aus welchem Grund auch immer die von der Evolution gebildete Ästhetik abhanden gekommen ist.
Beim Rückblick auf die kulturelle Entwicklung der zivilisierten wie der Naturvölker ist ein Ästhetiksturz im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts zu konstatieren. Die Letzteren durch kirchliche Mission und politische Kolonisation an die westliche Welt gebunden, wurden mit hineingezogen.
Die industrielle Revolution wie die Einführung des metrischen Systems scheinen an dieser Entwicklung ursächlich beteiligt gewesen zu sein. Der ungefähre Zeitpunkt der Wende läßt sich an den Proportionsverschiebungen in der Baukunst ablesen. Auch gibt die Entwicklung des Handwerks, besonders des Kunsthandwerks Aufschluß.
Das war der achte Schöpfungstag. Mit ihm begann die Zerstörung der Erde. Die Maschine schob sich zwischen Mensch und Natur. Aus den Menschen, die sich die Erde untertan machen sollten, war Ungeziefer geworden. Kultur wurde durch Zivilisation ersetzt. Ein Teil der Bevölkerung hat das instinktiv erkannt und wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die chemo-physikalische Vernichtung. Aber nur wenige fühlen, daß damit die ästhetische Harmonie, die in Jahrmillionen entwickelte Lebensform des Schönen ihren Holocaust erleidet.
Sicher gab es Zeiten der Erholung und Rückbesinnung. Der Jugendstil, der Impressionismus und der Expressionismus ließen auf eine Wende hoffen. Dann aber kam das Dritte Reich und schlug mit dem Hammer zu. Und es kam die Avantgarde und warf das in Trümmern, was die Nazis übersehen hatten.”
“Die Malerei des 17. Jahrhunderts in den
‚Sieben Provinzen’ der Niederlande war Kunst für die Bürger.
“Die Malerei des 17. Jahrhunderts in den ‚Sieben Provinzen’ der Niederlande war Kunst für die Bürger. Adel und Kirche fielen als Auftraggeber aus. Diese Malerei kann sich heute noch sehen lassen, während die zeitgenössische Kunst vom Vormittag bereits am Nachmittag wieder vergessen ist.”
“Ein Bild ist eine bemalte Fläche, die gerahmt oder ungerahmt an einer Wand hängt. Diesen Bildern (Zeichnungen, Gemälde oder Drucke) galt und gilt mein Interesse.
Im Gegensatz zum Wandbild (Fresko, Sgraffito, Sekko, Enkaustik oder Mosaik) ist das Bild durch den Rahmen, ob schmale Leiste oder breiter Goldrahmen, von seiner Umgebung optisch getrennt. Der einen Raum gestaltende Dekorateur oder Innenarchitekt bezieht das Bild in seine Rauminstallation ein.
Der Besitzer kann es jedoch wieder entfernen, auf einen Speicher stellen, verkaufen oder verschenken. Wand und Bild gehen keine Ehe ein, bis daß der Tod sie trennte. Das Bild hat also eine selbständige, in sich ruhende Funktion. Es wird vom Maler oder Graphiker nach seinem subjektiven Wollen und Können erdacht und gestaltet. Wir können es kaufen und an die Wand hängen, an eine Stelle, von der wir annehmen, es passe eben dorthin, es nehme sich dort gut aus.
Da ist das Gesicht des Rahmens fast ebenso wichtig wie das Bild selbst. Es gehört von nun an zu unserem Lebensraum. Wir leben mit seiner Anwesenheit. Wir sehen es an, betrachten es und nehmen das Gesehene in uns auf. Das Bild muß uns gefallen, wenn möglich auf den ersten Blick. Es kann aber auch sein, daß wir Zeit brauchen, um uns zu verlieben. Wir müssen uns an das Bild erst gewöhnen, müssen es uns erobern und seine Qualitäten erfahren. Wir müssen mit ihm sprechen und ihm zuhören.”
“Ehe ich ein Bild entwerfe, sehe ich im Geiste eine Szene – man kann auch sagen: ein Bühnenbild.”
“Einen literarisch-novellistischen Inhalt will ich dem Bild jedenfalls nicht geben. Ein Bühnenbild mit Akteuren, also eine ‚offene Szene’ ohne Dramaturgie.
Der Sache am nächsten kommt der Begriff: EinStandphotodesLebens
Aber eines Lebens, das mir gefällt, das ich mir erträume und das dort ist, wo ich sein möchte. Mich interessieren die Menschen wegen ihrer Existenz, nicht wegen ihrer Aktion und schon gar nicht wegen ihrer Meinungen, ihrer Religion, Ideologie und was sonst noch in ihren Köpfen brodelt.
Trotzdem können einzelne Akteure dabei sein, die das Zusammentreffen der Gruppe begründen, ein Clown, eine Seiltänzerin oder ein Prediger. Ich will es so ausdrücken: Mich interessiert nicht, was der Mann predigt, sondern wie er dasteht, wie man ihm zuhört, wie er mit anderen Leuten zu einer Gruppe wird. Ich bin sicherlich kein Impressionist, sehe die Menschen dennoch allein von außen und suche das Schöne in der Bewegung und Gestik der Menschen, in der Stellung ihrer Glieder, im Faltenwurf der Kleider und im Zusammenhang der Einzelnen zu einer Gruppe.”
“Die Tiefe, die die Perspektive bringt, müssen Zeichnung und Farbe kompensieren.”
“Die Linien und die von ihnen umschlossenen Flächen werden von mir in die Bildebene hineinkomponiert und stehen mit ihrer Umgebung im Zusammenhang zum gesamten Tableau.
Wie in einer Sonate kein Ton fehlen darf, sind jede Kurve und jeder Linienknoten wichtig und müssen dabei sein. Das ist schwierig, wenn man nicht abstrakt malt und die Komposition frei gestalten oder dem Zufall überlassen kann.
Das Dargestellte, Figuren und Landschaft melden ihr Recht auf reales Aussehen an. Die graphisch flächenhafte Bildkomposition, die der Linie allen Ausdruck und der Form alle Energie gibt, ist von frühmittelalterlicher Buchmalerei ebenso wie von der Freskomalerei der italienischen Renaissance beeinflußt.
Sie wird durch Überlagerung der für meine Malerei eigentümlichen Perspektive aufgelockert, aber nicht zerstört. Diese ist nicht wie die Skenographie der Antike auf optischer Erfahrung, sondern wie die Zentralperspektive des späten Mittelalters auf geometrischer Konstruktion aufgebaut.
Sie läßt mir viel Freiheit, die ich aber nicht zügellos ausschweifen lasse, sondern in einem selbstgeschaffenen Kanon erlebe.
Die Tiefe, die die Perspektive bringt, müssen Zeichnung und Farbe kompensieren. Ein Bild ist und bleibt nun mal eine zweidimensionale Fläche, in die man nicht hineinspazieren kann.”
FAG